EVERYTHING BELONGS TO THE FUTURE >

Laurie Penny hat in ihrem Roman Everything Belongs to the Futurezwei Motive für Dystopien in Stellung gebracht: Es geht um den Traum vom ewigen Leben, den sich nur Reiche verwirklichen können. Und auf der anderen Seite um die Frage, wie sich das Mittel gerecht verteilen lässt, das die Unsterblichkeit garantiert. Im Studio hat Maria Eberhardt eine mehrteilige Oberfläche geschaffen. Hinter dem Rebellenquartier der Künstlerkolonie lassen sich zwischen den Monitorflächen Wandteile öffnen, so dass ein Blick in die Universität Oxford möglich ist. Hier wird gefeiert. Dave, Entwickler von ‚The Fix‘, ist misstrauisch geworden, da nur wenigen das Medikament zugutekommt und ein Forscherkollege verschwunden ist. Willkür und Ignoranz herrschen. Die Inszenierung von Laura N. Junghanns rahmt die Handlung um den Bombenanschlag der Rebellen mit zwei Gesprächen von Nina und Alex. Bérénice Brause spielt eine impulsive wie radikale Künstlerin, die an die Femen-Bewegung erinnert. Mario Lopatta ist Ninas Freund, der ihren sozialen Idealismus unterläuft und als Spitzel in der Künstlerkommune beim Establishment Punkte sammelt. Sein intellektueller Gegenentwurf ist Dave. Frieder Langenberger gibt dem einsichtigen Forscher Eleganz und Charakter. Die Spielszenen in der Künstlerkolonie sind besonders spannend, wenn es um den Richtungsstreit geht. Das Theaterspiel ist intensiv, laut und körperlich. Es sind die besten Momente der Inszenierung. Zwischen Männern und Frauen stimmt es in unserem Kapitalismus nicht mehr. Frauen werden ausgebeutet. Eine Kernthese von Laurie Penny.
Westfälischer Anzeiger

Gerechtigkeit, die Rolle des Alterns in der Gesellschaft oder die Aufgabe von Kunst und Kultur sind Themen in der Aufführung. Die Inszenierung verzichtet auf einseitige Zuweisungen von ‚gut und böse‘. Die Charaktere werden in ihren Konflikten und in ihrer Zerrissenheit und in den gesellschaftlichen Rollen gezeigt. Es bleibt (nicht nur) der Jugend überlassen, sich sozialen Ungerechtigkeiten entgegen zu stellen und sie trotz aller negativen Erfahrungen und Schwierigkeiten nicht nur hilflos zu akzeptieren.
Ars Tremonia

Die Bühnenfassung von Laura N. Junghanns und Dramaturg Dirk Baumann erzählt das Stück auf zwei Zeitebenen: Vorgetragene Verhörszenen ein Jahr nach dem Anschlag kreuzen sich mit Rückblicken aus der Vorgeschichte. Bérénice Brause interpretiert Nina als görenhafte Powerfrau mit aschblonden Haaren, die bereits ist, alles für ihre Überzeugung zu geben. Optisch harmoniert sie perfekt mit Mario Lopatta, der als Alex mit rauem Straßenkötercharme spannende Momente garantiert. Junghanns setzt auf die kraftvolle sprachliche wie dramaturgische Präsenz ihrer Newcomer, die jetzt das Dortmunder Ensemble verstärken werden.
Ruhr Nachrichten

Penny kritisiert in ihrem Stück nicht nur eine dystopische Zukunft, sondern auch den aktuellen Neoliberalismus. Die vier jungen DarstellerInnen, haben diesem Bühnenstück genau den Schmiss gegeben, den es brauchte, um unter die Haut zu gehen und füllten das Studio im Schauspielhaus mit ihrer Präsenz aus. Die vier DarstellerInnen, in ihrem letzten Jahr der Ausbildung (Kunstuniversität Graz) – Bérénice Brause, Mario Lopatta, Kevin Wilke und Frieder Langenberger – spielten jung, frisch und ungestüm, mit Begeisterung für das Spiel an sich. Haben wir die „Geburt von vier neuen Theater-Stars“ gesehen? Sicher!
nordstadtblogger

orlando >

Die Elemente Gender, Herkunft, Geschlechterrolle werden raffiniert ineinander verwoben, textlich, aber auch durch Ausstattung und Musik. (…) Dazu spielt das Dortmunder Duo aniYo kore live (…) und liefert mit Gitarre und Synthesizer einen fast durchgängig untermalenden Sound. (…) Es ist eine interessante, raffinierte Vermischung (…). Das Arrangement wird aufgelockert durch satirische Szenen, etwa über die Frau des 19. Jahrhunderts, der man gesellschaftlich nur die Rolle der Tee-Serviererin zutraut, das spielen die Schauspieler in mehreren Versionen, eine richtige schauspielerische Glanznummer. Überhaupt sind die drei Darsteller in hervorragender Verfassung (…). Die Regisseurin hat sich sehr viel einfallen lassen, auch die Texte klug ausgewählt und zusammenmontiert. Man merkt, dass sie nicht nur einen Roman bearbeiten, sondern auch an heutiges Geschehen anknüpfen will. (…) ein hoffnungsvolles Talent.
WDR mosaik

Wie alles an diesem Abend sind auch Bühne (Maria Eberhardt) und die Kostüme von Natalia Nordheimer voller anspielungsreicher und intelligenter Bezüge. Es ist eine kluge Dichte, die aber niemals gestelzt daherkommt. Orlando ist immer eine wunderbar leichte und unterhaltsame Produktion. (…) Junghanns verschneidet sehr geschickt den gesamten Abend über Woolf / Sackville-Wests und Orlandos Biographie (…). Im Prozess, in dem die aus Konstantinopel zurückgekehrte Orlando ihren Besitz wieder einklagt, wird von Freye, Tiefenbacher und Keil in einem Parforce-Ritt mal eben die gesamte aktuelle Debatte um Gender, biologisches, soziales und empfundenes Geschlecht abgearbeitet. So rasant, witzig und grundlegend, dass danach tatsächlich jede schlichte Zweipoligkeit dahin zu sein scheint. Und dann folgt gleich eine unglaubliche Szene beim Tee. (…) Freye brüstet sich mit Jagdabenteuern und Marlena Keil versucht sich als Neu-Frau-Orlando in der Erfüllung weiblicher Klischees und Erotik. Das ist schlicht brilliant – und einfach wahnsinnig komisch. Zuletzt (…) hat Friederike Tiefenbacher noch einmal als Virginia Woolf einen großen Theatermoment. So glaubwürdig, echt, anrührend ist hier ihr Stolz und ihre Unsicherheit, ihre Liebe und Verunsicherung, dass es einem fast das Herz zerreißt. (…) Laura N. Junghanns hat mit ihrem herausragenden Team ein gar nicht so kleines Meisterwerk hingelegt.
ruhrbarone

„Die Lust der drei Darsteller an ihrem vielschichtigen Spiel überträgt sich auf den Betrachter. (…) Und auch AniYo Kore liefern mehr als einen sphärischen, trip-hop-inspirierten, hörenswerten Live-Soundtrack. (…) sie betten das überraschende Finale in eine dramatische Rockballade. Da laufen als Einspielung Nachrichtenschnipsel vom Anschlag auf die Szenedisco ‚Pulse‘ 2016 in Orlando, Florida. (…) Manchmal hat es mörderische Folgen, wenn Menschen mit den Freiheiten nicht zurechtkommen, die sich Virginia Woolf modellhaft für ihre Figur ausdachte. In dem Bühnenraum von Maria Eberhardt zeichnen Lichterketten einen Baum in den Regenbogenfarben, ein trotziges Zeichen. Ein Abend, der großes Vergnügen bereitet.“
Westfälischer Anzeiger

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Living happily ever after >

Mit minimalem Requisiten- und maximalem Körpereinsatz, eindrucksvollen Ideen und durchweg begeisterndem Handwerk zeigen Hochkeppel und Hofmann, warum niemand anders als sie an diesem Abend auf der West-off-Bühne stehen. Sie zeigen, dass es auch jenseits technologischer Entwicklungen noch Neuerungen im theatralischen und damit auch im menschlichen Bereich gibt. Es braucht nur genug Fantasie, darauf zu kommen.
opernnetz.de

Gezeichnet wird das Bild einer bindungswilligen Gerneration: Man genießt die Vorzüge der Zweisamkeit, bleibt jedoch frei von Verpflichtungen und Verbindlichkeiten.
Die rundum gelungene Performance ist eine körperliche und gleichzeitig poetische Auseinenadersetzung mit dem Thema.
Kölnische Rundschau

„Die Leistung der Performer*innen auf der Bühne genauso wie die konsequente Dramaturgie der Performance ist beeindruckend und letztlich auch mit der besonderen Arbeitsweise als Kollektiv in Zusammenhang zu bringen.“, Auszug aus der Jury-Begründung durch Dr. Alexandra Portmann.
KimchiBrot Connection überzeugte mit ihrer Produktion „living happily ever after“ sowohl die Jury als auch das Publikum, das mit abstimmen durfte. Der Fachjury gehörten Schauspielerin Sabine Orléans vom Schauspiel Köln, Theaterwissenschaftlerin Dr. Alexandra Portmann, der ehemalige Bauturm-Leiter und Künstlerische Leiter des africologneFESTIVAL Gerhardt Haag sowie Rundschau-Redakteur Axel Hill an. Die Publikumsstimme – Festivalgäste, die alle drei Stücke gesehen haben – floss als fünfte Stimme mit in die Auswertung ein.
Kunstsalon Theaterpreis

Helden >

In der Inszenierung der Folkwang-Regieabsolventin Laura N. Junghanns am Bochumer Prinz Regent Theater schlüpfen die Helden-Darsteller auch in die Rollen der Eltern: Luca Zahn in die des Vaters mit im wahren Wortsinn affigen Imponiergehabe, Corinna Pohlmann in die der hysterischen, stets zurücksteckenden Mutter. Eine kluge Reduktion der 24-Jährigen: Ihre Inszenierung, die das Pferd von hinten aufzäumt, indem sie mit dem Anschlag auf das Thermenhotel beginnt, ist weit spannender als das Stück, dem ich eingestandernermaßen wenig abgewinnen kann […] Laura N. Junghanns‘ Mut, die innere Leere der beiden jungen Protagonisten nicht mit äußerem Aktionismus verkleistert zu haben, ist nicht hoch genug zu loben.
Sonntagsnachrichten Herne

Ein hervorragend gespielter Abend über explosive Befindlichkeiten.
WDR

Die überrumpelnde Bühnenkraft des „Helden“-Textes geht dank der straffen Regie nie verloren.
Der Westen

Laura N. Junghanns hat sie [die Rollen] mit ihrer Bühnen- und Kostümbildnerin Marina Sell Cajueiro in eine Welt zwischen Gestern und Morgen gesteckt. Sie erinnert genauso an retrofuturistische Vorstellungen aus den 1960er-Jahren wie an den in Watte gepackten Weltentwurf aus Leif Randts Roman „Schimmernder Dunst über Coby County“. Was soll man ein Held sein, wenn alle Mauern, die man einrennen möchte, gepolstert sind? Genau, man sprengt ein Wellness-Hotel in die Luft.
Ruhrnachrichten

Grauland >

Neben der tollen Musikauswahl und den immer wieder passend zur Situation wechselnden Lichtverhältnissen, hat es Laura N. Junghanns  geschafft mit den jungen Schauspielern ein tolles und packendes Stück zu inszenieren. Es thematisiert viele wichtige Aspekte, die uns in der heutigen Zeit immer wieder beschäftigen und lässt dem Zuschauer Raum für eigene Interpretationsmöglichkeiten. „Du bist anders, ich liebe dich“, damit endet das Stück und man wünscht sich diesen Satz noch viel öfter in unserer heutigen Gesellschaft zu hören.
Thalia Theaterblog

EIN TRAUMSPIEL >

„Traumspiel“ ist ein Alptraum, den die junge Regisseurin grotesk in Szene setzt. Immer wieder findet sie wunderliche Bilder für die einzelnen Stationen, die Agnes auf der Erde durchläuft. Junghanns’ Inszenierung ist eine starke, körperbetonte Ensembleleistung, die sie stringent durchchoreographiert, ohne die Arbeit am Text zu vernachlässigen.
WAZ

Laura N. Junghans’ Inszenierung lässt eine fast clowneske bis absurde Spaßguerilla auf der Bühne wüten, um ironisch und krachend damit zu spielen, was mit so existentiellem Aufwand kaschiert wird: Das Unglück in der menschlichen Existenz.
BSZ